US-Wahl 2024: Von »Veep« bis »West Wing« - welche Serien, Filme und Bücher lohnen sich? (2024)

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US-Wahl 2024: Von »Veep« bis »West Wing« - welche Serien, Filme und Bücher lohnen sich? (1)

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Der Rückzug eines Präsidenten. Die Kandidatur seiner Stellvertreterin. Die Attacken vom (und auf den) Herausforderer. Man kann schon etwas durcheinanderkommen, bei all dem Wahnsinn, der sich gerade in der US-Politik abspielt. Gut, dass es die Popkultur gibt, in der alle möglichen und tatsächlichen Entwicklungen schon einmal durchexerziert wurden. Von Selina Meyer bis Matt Santos –diese Kulturprodukte sollten Sie jetzt konsumieren, um die Zeit bis zu den Wahlen durchzustehen.

Einfluss und Intrigen

Der Alte ist tot, gestorben scheinbar an Herzversagen in der Nacht in seinem Bett. Nun übernimmt die starke, unterschätzte Frau das Weiße Haus. So beginnt die sechste Staffel von »House of Cards«. Der Serientod des ruchlosen Präsidenten Frank Underwood war notwendig geworden, da Hauptdarsteller Kevin Spacey nach Vorwürfen sexueller Übergriffe in die Schlagzeilen geriet – und deshalb aus dem Prestigeprojekt von Netflix entfernt werden musste. Also übernahm Robin Wright nun als nicht minder ruchlose Claire Underwood die Führung.

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Natürlich gibt es Unterschiede zwischen der fiktionalen Machtübernahme und der realen Staffelholzübergabe, die jetzt mit Kamala Harris anstehen könnte. Es gibt aber auch Parallelen: Wie die Serienfigur Claire Underwood hat Kamala Harris in den vergangenen vier Jahren Gelegenheit gehabt, die Machtdynamiken rund ums Oval Office aus Nahperspektive zu studieren.

In der Serie konnte man sehen, wie die Neu-Präsidentin Claire Underwood mit diesem Wissen geschickt alle Einfluss- und Intrigenversuche gegen ihre Gegner zurückspielte. In der ersten Szene der Staffel lässt sich Claire Underwood etwa von ihrem Stab vorlesen, wie sie auf Twitter und auf Facebook beleidigt und bedroht wird. Die Präsidentin soll erstochen, geschlachtet und gegrillt werden, aus ihrer Haut soll ein Stars-and-Stripes-Banner genäht werden. Immer wenn ihre Mitarbeiter die Liste der Grausamkeiten abbrechen wollen, fordert die Präsidentin sie fast lustvoll auf weiterzulesen – auch um Strategien der Gegenwehr zu erarbeiten.

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Der Hass der anderen, Claire Underwood weiß ihn in Energie für sich selbst zu verwandeln. Will Kamala Harris bei der Wahl am 5. November Donald Trump schlagen, muss sie sich diese Technik bei Claire Underwood abgucken. Denn der Hass, den Trumps Leute gegenüber der weiblichen, schwarzen Konkurrenz entfachen, wird episch sein. Christian Buß

Kamalas Lieblingssongs

Spätestens seit Barack Obama erfüllt die persönliche Playlist bei Spotify den Zweck einer musikalischen Visitenkarte. Wer wissen will, wie eine Politikerin »so als Mensch« ist, kann hier sozusagen einen Blick auf die virtuelle Plattensammlung werfen. Kamala Harris gibt sich mit ihren 46 weitgehend überraschungsfreien Songs als solide Liebhaberin schwarzer Musik zu erkennen – einzige Abweichung, fast ein Ausrutscher, ist hier nur eine Kollaboration zwischen Jay-Z und den sehr weißen Linkin Park.

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Den Blues hat Harris offenbar nicht, dafür Kenntnisse in Soul, R’n’B und Hip-Hop. Ihre Wurzeln reichen von Ray Charles (»Hit the Road Jack«) bis zu Billie Holiday (»Body and Soul«) und Marvin Gaye (»What’s Going On«). Die Achtzigerjahre sind mit Schnulzen wie »What’s Love Got to Do with It« (Tina Turner) oder funkigen Klassikern wie »Kiss« (Prince) oder »Word Up« (Cameo) vertreten. Zeitgenössisch wird’s mit Janelle Monae (»Tightrope«) und Kendrick Lamar (»Humble«). Die Liste endet staatstragend mit Funkadelic: »One Nation Under One Groove«.

Charmant übrigens, dass Harris auch die analoge Variante schätzt und mal beim Verlassen eines Plattenladens nach ihrer Ausbeute befragt wurde. Gegenfrage: »Do you know music?«. Gekauft hatte sie unter anderem eines ihrer »absoluten Lieblingsalben aller Zeiten«, Roy Ayers mit »Everybody Loves Sunshine« – auf Vinyl. Arno Frank

Narzisstin mit Schimpftalent

War Kamala Harris wirklich die erste Frau im Amt des US-Vizepräsidenten? Wer den Biden-Rückzug in den vergangenen Tagen auf Social Media verfolgte, konnte daran gehörige Zweifel entwickeln. Immer wieder tauchte in den Feeds ein zweiter weiblicher »Vice President« auf, eine Frau namens Selina Meyer, manchmal sogar im selben Video. Wer hat hier wen geklont?

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Bei der Doppelgängerin handelt es sich um Julia Louis-Dreyfus, bekannt aus der Neunzigerjahre-Sitcom »Seinfeld«. Über sieben Staffeln war sie außerdem Hauptdarstellerin in der HBO-Comedy »Veep« – und spielte darin eine ebenso unflätige wie unfähige Vizepräsidentin der Vereinigten Staaten. Der Clou: Selbst im Amerika unter Donald Trump, in dem jede zweite Eilmeldung wie ein El-Hotzo-Tweet klang, schaffte es »Veep«, bissiger, irrwitziger zu sein als die Realität. In der Sprache, wo Serienerfinder Armando Iannucci vor allem mit kreativen Beschimpfungen (»Veep Throat«, »Voldemeyer«) brillierte. Und in den genialen Wendungen. Da wäre etwa die Szene, in der Vizepräsidentin Meyer aus allen Wolken fällt, weil ihr Boss doch keine zweite Amtszeit anstrebt und stattdessen könnte ja sie... Oh.

Ist »Veep« also nur eine hervorragende Farce oder eine prophetische Dokumentation? Wenn es so wäre, dürfte man sich auf harte Zeiten einstellen: In der Serie endet die Kandidatur der Vizepräsidentin in einem historischen Unentschieden, bei den Wahlmännern und im Repräsentantenhaus. Schließlich wählt der Senat – und entscheidet sich für Meyers ärgste Gegnerin. Keine Sorge, schrieb Iannucci auf X, »ich arbeite noch am Finale«. Anton Rainer

Auf keinen Fall Tränen

Die Vizepräsidentin muss ran an die Schalthebel der Macht, weil der amerikanische Präsident, gespielt von Harrison Ford, in seinem Präsidentenflugzeug von Terroristen entführt wird. Diese Story erzählt der ungeheuer erfolgreiche Actionfilm »Air Force One« aus dem Jahr 1997, in dem der deutsche Regisseur Wolfgang Petersen Regie führte.

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Die Vizepräsidentin wird von Glenn Close dargestellt. Im Job erweist sie sich als knallharte, kluge, ihre Amtsgeschäfte souverän ausführende Chefin, die sich von niemandem dreinreden lässt und ihr Bestes gibt, um ihr Land und die Welt zu retten. Der starke Auftritt war offenbar der Kampfkraft der Darstellerin Close zu verdanken. Sie habe sich geweigert, eine Szene zu drehen, in der die zur Chefin aufgestiegene Vizepräsidentin im ersten Schock über ihre plötzliche Macht Tränen vergießt, hat Glenn Close im Jahr 2020 dem Magazin »Vanity Fair« berichtet. »Ich habe gesagt: Meine Vizepräsidentin bricht auf gar keinen Fall in Tränen aus. Sie stellt sich der Herausforderung!« Wolfgang Höbel

Streiten über Steuersätze

Wann immer ich genug von den Irrungen und Wirrungen des Weißen Hauses unter Donald Trump hatte, habe ich mir die DVD-Boxen der Serie »The West Wing« herausgesucht. Damit entfloh ich in eine Zeit, in der die US-Politik noch großteils vernunftbasiert schien. Erfinder Aaron Sorkin schuf eine Welt, in der das Weiße Haus von Leuten bevölkert war, die sich als »public servants«, also als Diener der Öffentlichkeit, verstanden. Sie stritten sich in ausgefeilten Dialogen über Steuersätze, den Umgang mit ausländischen Diktatoren oder den politischen Prozess bei der Auswahl von Briefmarkenmotiven.

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Seit 2020 verstaubten meine Boxen etwas im Regal. Zum einen, weil Joe Bidens Amtsführung weniger Realitätsflucht notwendig machte und zum anderen, weil die Serienautoren so etwas wie den Sturm der Trump-Anhänger aufs Parlament niemals vorhergesehen hätten.

Doch nun ist wohl der richtige Moment, um die DVDs wieder hervorzuholen, und zwar die Staffeln sechs und sieben. Dort geht es um Matt Santos, der als erster US-Bürger mit mexikanischer Abstammung US-Präsident werden will. Obwohl die Serie in vieler Hinsicht aus der Zeit gefallen ist – schließlich endete sie vor der Amtsübernahme durch Obama – scheint diese Story gerade wieder relevant.

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Zu sehen ist etwa die Selbstzerfleischung der Demokratischen Partei, ein offener Parteitag, bei dem die Delegierten mit zahlreichen Kuhhandeln einen Kandidaten küren und es lange Zeit so aussieht, als ob sie trotz der mutigen Entscheidung letztlich verlieren werden. Und es zeigt, wie die schon sprichwörtliche »October surprise«, also ein Skandal in der Schlussphase des Wahlkampfs, alle Gewissheiten wieder zunichtemachen kann.

Serienerfinder Sorkin nutzt die Nostalgie nach seiner Version des Weißen Hauses gern, um die reale Politik aufzumischen. Schon 2008 spendierte er dem Wahlkämpfer Barack Obama in einem Gastbeitrag in der »New York Times« ein exklusives Treffen mit seinem fiktiven Präsidenten Jed Bartlet, um Zweifel an der Wählbarkeit des Demokraten zu zerstreuen. Und auch 2024 ließ der Autor seine Fantasie spielen, empfahl der Partei Mitt Romney als Präsidentschaftskandidaten – fand dann aber schnell zurück zum demokratischen Mainstream. Torsten Kleinz

Wahlwerbung fürs Kinderzimmer

Das 2020 veröffentlichte amerikanische Kinderbuch »Kamala and Maya’s Big Idea« würde wohl nicht unbedingt den Geschmack deutscher Helikoptereltern treffen. Denn die beiden jungen Schwestern, von der der (etwas altbacken illustrierte) Band handelt, fallen durch ausgeprägte Eigenständigkeit auf.

Der Hof des Gebäudes, in dem sie wohnen, ließe sich prima zum Spielplatz umgestalten. Also wenden sie sich an den Vermieter, und weil der das Projekt nicht unterstützen will, werden sie zu Aktivistinnen, solidarisieren sich mit anderen Kindern, Poster werden gemalt und aufgehängt, anderes mehr, irgendwann sind die Erwachsenen überzeugt und helfen mit.

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Ein Schlüsselsatz lautet: »Aber Kamala war nicht bereit aufzugeben«. Letztlich wird die uramerikanische Weisheit beschworen, dass man nie früh genug anfangen kann, seine Träume zu verwirklichen und sich von Hindernissen nur noch ansp*rnen lassen sollte. Wenn man erreicht hat, was man erreichen wollte, steckt man sich sofort das nächste Ziel. Kindsein heißt hier, über sich hinauszuwachsen. Das Buch hat Meena Harris verfasst, die Nichte von Kamala Harris und Tochter von Maya Harris. Die beiden Heldinnen des Bilderbuches werden von der Autorin auf jeder Seite überhöht, die beiden träumen nicht nur für sich selbst, sondern für alle, sie wollen, was gut fürs Gemeinwohl ist. So sieht Wahlwerbung fürs Kinderzimmer aus. Ulrike Knöfel

Unterschätzt im Weißen Haus

Irgendjemand muss es ja machen: »Designated Survivor« heißt eine US-Serie, deren erste Staffel 2016 ausgestrahlt worden ist. Kiefer Sutherland spielt darin den »designierten Überlebenden«, der im allergrößten – aber wirklich nur im allergrößten – Notfall den Präsidenten der Vereinigten Staaten ersetzt. Hier bahnt sich die Krise natürlich bald an: Auf dem Kapitol findet die jährliche Rede zur Lage der Nation statt. Nur der parteilose und im Grunde schon geschasste Wohnungsbauminister darf nicht teilnehmen. Stattdessen hält er die Stellung, jemand muss das an solchen Abenden tun, so verlangt es das Protokoll und es ist eine lästige Pflicht. Warum also nicht ihn, den Abgeschriebenen, damit behelligen?

Als eine Explosion das Kapitol zum Massengrab macht, ist er, eben noch der unwichtigste Minister des Kabinetts, plötzlich der wichtigste Mann der westlichen Welt. Er mag damit hadern, aber übernimmt natürlich die Verantwortung. Drei spannende Staffeln lang gibt Sutherland die von allen unterschätzte Lichtgestalt. Ulrike Knöfel

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Author: Dean Jakubowski Ret

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Job: Legacy Sales Designer

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